Meine Eltern wussten schon vor dem Kinderarzt, was mit mir los war

Meine Diagnose Typ-1-Diabetes liegt zwar schon fast 36 Jahre zurück, aber ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Ich war zum Übernachten bei meiner Oma und hatte in den Tagen davor Unmengen getrunken, gepinkelt wie verrückt und Gewicht verloren. Mein Vater hatte wohl eine Vorahnung, jedenfalls hatte er in der Apotheke Pinkelstreifen für die Urinzuckermessung besorgt. Die sollte ich am Morgen bei meiner Oma mal benutzen. Kaum hatte ich drübergepinkelt, färbte sich der Teststreifen sofort tief schwarz. Als mein Vater mich abholte, fragte er nach dem Teststreifen. Ich antwortete: „Och, der war schwarz!“ und spielte ahnungslos weiter.

Für meine Eltern war in diesem Moment aber längst klar, was dahintersteckte. Im Nullkommanix war ich beim Kinderarzt. Meine Eltern berichteten ihm, dass ich Diabetes hätte. Der Kinderarzt wollte davon zunächst nichts hören: „Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen?“, blaffte er sie an. Er nahm mir dann Blut ab und schickte es ins Labor. Später rief er dann an und entschuldigte sich bei meinen Eltern: „Sie hatten Recht, Ihr Sohn hat Diabetes und wird schon im Krankenhaus erwartet.“ Mein gemessener Blutzucker lagt bei 276 mg/dl. Im Krankenhaus wurde ich dann mit morgens 4 Einheiten Basal H eingestellt und erhielt einen strengen Diätplan. Ich durfte jeden Tag ca. 18 BE essen, die auf 7 Mahlzeiten verteilt wurden: 1. Frühstück, 2. Frühstück, Zwischenmahlzeit, Mittag, Vesper, Abendbrot, Spätmahlzeit. Heute kann man sich gar nicht mehr vorstellen, seinen Tag nach so einem strengen Diätplan auszurichten – zum Glück!