Ein hoher Preis für die bestandene Prüfung

Meine Diagnosegeschichte begann mit einer mündlichen Prüfung in Statistik im Rahmen meines BWL-Studiums an der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Von dieser Prüfung hing mein ganzes Studium ab. Hätte ich diese nicht mindestens mit einer 2+ bestanden, hätte mich die Bundeswehr als Offizier entlassen und ich hätte den Studiengang nicht einmal mehr weiter studieren dürfen. Folglich hätte ich mit Mitte 20 als Abiturient ohne Ausbildung und ohne Abschluss gestanden.

Der Druck war also groß. Erschwerend kam hinzu, dass ich in der mündlichen Prüfung – anders als zuvor in der schriftlichen Prüfung – nicht einmal die Formelsammlung benutzen durfte. Ich musste alle Formeln auswendig und herleiten können. Bestanden habe ich die Prüfung, allerdings zu einem hohen Preis. Denn kurz danach stellten sich die typischen Symptome eines Typ-1-Diabetes ein: übermäßiges Trinken und rapide Gewichtsabnahme. Mein Gewicht sank innerhalb von 2,5 Wochen von 78 auf 66 Kilogramm.

Ich wollte mich mit meiner damaligen Freundin gerade auf dem Weg in den Urlaub nach Ungarn machen, wir legten nur noch einen Zwischenstopp bei Freunden in Köln ein. Doch dort endete unsere Reise erst einmal. Es ging mir so schlecht, dass ich mich zum Truppenarzt nach Köln begeben musste und dort von zwei Ärzten behandelt bzw. untersucht wurde. Einer der beiden war sogar ein angehender Diabetologe. Doch sie wussten jedoch keinen Rat, verwiesen mich an ein Bundeswehrkrankenhaus und schickten mich ohne Diagnose weiter. Wir brachen den Urlaub ab und fuhren zurück nach Berlin, wo ich direkt mit meinem Reisekoffer in die Notfallaufnahme spazierte. Dort erntete ich zuerst etwas irritierte Blicke. Als man jedoch meinen Blutzucker gemessen und festgestellt hatte, dass dieser bei 750 mg/dl lag, behielten sie mich gleich für ein paar Tage dort. Sie sagten mir, dass ich bei diesem Wert hätte schon ins Koma fallen müssen. Dieser Tag, der 11. September 2006 war somit der Tag der Manifestation meines Diabetes.