Von meinem Typ-1-Diabetes erfuhr ich zufällig beim Orthopäden, wo ich wegen unklarer Knieschmerzen eine Urinprobe abgegeben hatte. Der Labortest ergab einen zu hohen Zuckerwert. Anfangs sträubte sich alles in mir dagegen, mich selbst zu spritzen. In 33 Jahren gab es viele Diabetes-Abenteuer in einem ohnehin aufregenden Berufsleben als Reisejournalistin. Abenteuerlich wird es auch, wenn zum Diabetes noch akute Krankheiten oder Operationen dazukommen. Aber ich bin dankbar, nach so vielen Jahren ohne spürbare Spätfolgen zu leben.
Mein Leben und mein Begleiter Diabetes – 53 Jahre, viel Spaß und manche Abenteuer
Als ich 1966 die Diagnose Typ-1-Diabetes erhielt, maß der Arzt einmal im Monat den Nüchtern-Blutzuckerwert, dazwischen wurde nicht kontrolliert. Dann kamen Urinzuckertests für den Hausgebrauch, doch sie waren teuer und nicht allzu oft am Tag möglich. Später kam die Blutzuckermessung, in eigener Verantwortung und ganz ohne Arzt. Inzwischen gibt es CGM und Insulin-Therapien, von denen ich damals nicht geträumt habe. Mein Motto: Ich lebe meine Träume und beziehe trotzdem den kleinen Sch...-Diabetes mit ein.
Wir werden wohl zusammen alt!
Ich war 13 Jahre alt und mit meinen Eltern im Urlaub. Beim Essen ermahnte mich meine Mutter, ich solle nicht so viel essen: „Deine Blutwerte waren letzte Woche nicht so gut, wir müssen noch mal zur Kontrolle Blut abnehmen.“ Vier Tage später ein Anruf aus der Arztpraxis: erhöhter Blutzuckerwert, Typ-1-Diabetes! Abgesehen vom ersten Schock bin ich immer auf viel Verständnis gestoßen. Während eines Klinikaufenthaltes habe ich meinen heutigen Mann und Diabetologen kennengelernt. Warum sollte ich mit meinem Diabetes unglücklich sein? Wir werden wohl zusammen alt!
Endlich Klarheit nach zwei Fehldiagnosen
Meine Geschichte beginnt im Frühjahr 2004. Ich war zum ersten Mal schwanger. Klar, dass ich Übelkeit, Erbrechen und starken Harndrang auf die Schwangerschaft schob. Die Diagnose lautete erst Gestationsdiabetes, dann Typ-2-Diabetes. Doch alle Medikamente nützten nichts. Erst nach einem Antikörpertest wusste ich: Ich habe Typ-1-Diabetes und brauche Insulin. Ich las mich ein, gründete mit meiner Diabetesberaterin einen Stammtisch und suchte den Austausch via Instagram und meinem eigenen Blog. All das hilft mir, mit meinem Diabetes klarzukommen.
Bekanntschaft mit Prof. Mehnert als glückliche Fügung
Meine Diabetes-Geschichte begann deutlich vor der eigentlichen Diagnose. Es war das Jahr 1962, ich war 16 Jahre alt, hatte gerade die Polio-Schluckimpfung und kurz darauf eine Blinddarm-OP hinter mir. Ab da häuften sich Scheidenpilzinfektionen nach dem Freibadbesuch, außerdem verlor ich an Gewicht. Während meines Studiums hatte ich dann nächtliche Hypoglykämien, lag schweißgebadet im Bett und fühlte mich erst nach einem Esslöffel Zucker wieder besser. Ich erzählte niemanden von meinem Problem, denn ich hielt es für eine depperte Finte meinerseits.
Folge der Narkose? Nein, Typ-2-Diabetes!
Die Diagnose Typ-2-Diabetes war ein Schock. Aber dann habe ich mit Hilfe meiner Frau meinen Lebensstil erheblich verändert. Ich esse und trinke gesund, habe auch mit dem Rauchen aufgehört. Ich bewege mich wieder mehr, habe 12 Kilo abgenommen und den HbA1c-Wert von 10,9 auf 6,5 Prozent gedrückt. Seit 2016 muss ich Langzeitinsulin spritzen. Nicht witzig, aber inzwischen erträglich. Ich habe meinen Frieden mit dem Diabetes gefunden, gehe achtsamer mit mir um, bin in einer Selbsthilfegruppe aktiv und habe dabei viele nette Leute kennengelernt.
Mein Diabetesmonster und ich kommen gut miteinander aus
Ich sah schlecht aus und musste ständig Unmengen Wasser trinken. Mein Arzt überwies mich direkt ins Krankenhaus. Mein Zuckerwert lag bei 43mmo/l (775 mg/dl), der HbA1c-Wert bei 17 %. An dem Tag hat es mir den Boden unter den Füßen weggerissen, ich wusste nicht, mehr wo oben und unten war. Bis ich mit meiner Diabetesberaterin gesprochen und viele Bücher und Infos in Internetforen gelesen habe. Jetzt bin ich gut im Bilde. Mein Diabetesmonster und ich kommen gut miteinander aus. Ich hoffe, das bleibt auch noch lange so
Viel erlebt, viel gelernt und das Beste draus gemacht
Am 4. Januar 1968 hatte ich mit meiner Mutter einen Termin beim Kinderarzt. Ich hatte viel abgenommen, längere Zeit schon unendlichen Durst und fühlte mich sehr schlapp. Mir wurde Blut abgenommen, welches meine Mutter und ich dann persönlich in das Labor bringen mussten. Vier Tage später erfuhren meine Eltern dann das Ergebnis der Blutuntersuchung beim Kinderarzt: Typ-1-Diabetes, und damit verbunden eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus. Die Konsequenzen dieser Diagnose waren mir als Kind nicht bewusst. Ich dachte, alles wird wieder gut… doch das Gegenteil war der Fall: Von diesem Zeitpunkt an war mein Leben total fremdbestimmt.
Mein Diabetesjubiläum ist ein Grund zum Jubeln!
Jedes Jahr am 4. Januar ist es soweit. Mein Diaversary, wie ihr es nennt. Ich nenne es Diabetesjubiläum, denn ich habe einen Grund zu jubeln: Vor genau 60 Jahren wurde bei mir Diabetes Typ1 diagnostiziert – und ich lebe immer noch! An den Diagnosetag selbst erinnere ich mich nicht, da ich erst zwei Jahre alt war. Mein Blutzucker lag über 800 mg/dL, und die Ärzte hofften, dass ich durchkommen würde. Meinen Eltern sagte man damals, ich würde maximal 30 Jahre alt werden – diese Lebenserwartung habe ich mit meinen 62 Jahren nun wohl locker überschritten.
Erst auf Kriegsfuß, dann Waffenstillstand, nun Friedensabkommen
Als mein Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde, war ich sieben Jahre alt. Damals gab es Schweineinsulin, einen strengen Diätplan und für zu Hause nur Urintests. In der Pubertät bin ich ausgebrochen, habe Süßigkeiten in mich hineingestopft und Insulin weggelassen – Insulinpurging. Lange lebte ich mit meinem Diabetes auf Kriegsfuß, erst vor 7 Jahren haben wir Frieden geschlossen. Zum 40. Geburtstag meines Diabetes habe ich ein paar Freundinnen zum Kaffeetrinken eingeladen und fröhlich Buttercremetorte gegessen – ohne den Blutzucker aus der Bahn zu werfen!